Die Schlacht am Wounded Knee




Wieder spielt die Seventh Cavalry eine Hauptrolle. Nach Sitting Bull gilt es, einen Häuptling namens Hump unschädlich zu machen. Hump läßt sich allerdings mit ein paar guten Worten davon überzeugen, daß jegliche Rebellion aussichtslos ist. Nach ihm gilt Häuptling Big Foot als einer der böswilligsten Störenfriede. Sein Camp befindet sich am Cheyenne, einige Dutzend Meilen südlich des Grand River. Der Oberbefehlshaber "Bear Coat" Miles hat Anweisung gegeben, auch diesen "Abtrünnigen" in Gewahrsam zu nehmen. Doch Colonel Sumner, der freundschaftliche Beziehungen zu dem alten, tuberkulosekranken Krieger unterhält, zögert vorerst. Sumner hält Big Foot für ungefährlich.

Die Situation ändert sich, als Colonel Sumner die Nachricht zugespielt wird, daß sich nach Sitting Bulls Tod 30 oder 40 von dessen Anhängern in Big Foots Camp geflüchtet haben. Sumner stellt den Häuptling zur Rede. Der entgegnet lakonisch, es sei für ihn selbstverständlich, verängstigte, hungrige und notleidende Verwandte aufzunehmen.

Für Sumner haben sich aus unerfindlichen Gründen Big Foots Leute unter dem Einfluß dieser sogenannten "Outlaws" plötzlich in feindliche Indianer verwandelt. Er befiehlt dem Häuptling, die "Fremden" in ihr Dorf zurückzuschaffen. Auch er selbst und seine Leute hätten sich unverzüglich bei der Agentur einzufinden.

Big Foot gibt Sumner zu verstehen, daß es Schwierigkeiten gäbe, diesen Anweisungen nachzukommen. Doch der Colonel ist weder bereit, einzulenken noch sonstwie Vernunft walten zu lassen. Er läßt Truppen aufmarschieren, um seine Anweisung mit Gewalt durchzusetzen. Die Sioux flüchten in südlicher Richtung. Unter ihnen befinden sich lediglich 100 hungrige, abgerissene, demoralisierte, schlecht bewaffnete Krieger. Sie treibt nichts weiter als die Angst. Sie wollen möglichst viel Raum zwischen sich und die Blauröcke legen. Wen wundert`s, daß sie Unterstützung und Hilfe bei den "Ghost Dancers" in den Badlands suchen. Doch die haben ihre natürliche Festung bereits verlassen und sind zum Zeichen ihrer Unterwerfung in Richtung der Agentur gezogen.

Als Big Foot mit seinen Leuten am 28. Dezember 1890 am Rand der Badlands ankommt, finden sie den weiteren Weg von vier Schwadronen der Seventh Cavalry verstellt. Big Foot selbst ist so krank, daß er sich nicht mehr auf seinem Pferd halten kann und auf einem Travois liegend folgen muß.

Die Kavalleristen geleiten die Sioux zum Wounded Knee Creek, wo es eine Poststation gibt und ein paar seßhafte Indianer hausen. General Brooks gibt sofort Order,die ursprünglich vier Cavalry-Schwadronen durch vier weitere Kompanien und eine Batterie Hotchkiss-Schnellfeuer-Geschütze sowie eine Abteilung indianischer Scouts zu verstärken. Damit steht unter dem Kommando von Colonel Forsyth die beeindruckende Streitmacht von rund 470 Blauröcken bereit, um die 340 Indianer, unter denen sich nicht einmal 100 wehrfähige Männer befinden, in Schach zu halten.

Die Indianer haben an einem hohen Mast eine weiße Fahne zum Zeichen ihrer Verhandlungs- und Übergabebereitschaft gehißt. Die amerikanischen Truppen sind mit ihren schußbereiten Geschützen rund um das Camp postiert.

Ein paar Offiziere reiten mit einer starken Kavallerie-Bedeckung in das Camp, wo man sich zum Council mit den Häuptlingen niederläßt. Die Offiziere machen zur Bedingung, daß sich die Krieger versammeln, damit sie in Schüben von jeweils 20 Mann in die Tipis geschickt werden können, um mit ihren Waffen herauszukommen um diese dann zu übergeben. Als die ersten zurückkehren, bringen sie lediglich zwei alte Vorderlader mit. Die abgesessene Seventh Cavalry rückt darauf mit schußbereiten Karabinern auf zehn Schritt an die im Halbkreis sitzenden Indianer heran. Die Offiziere beauftragen einzelne Abteilungen der Blauröcke, die Tipis nach Waffen zu durchsuchen.

Spannung und Nervosität unter den Indianern nähern sich dem Siedepunkt, als sich das Gebrüll der Soldaten mit den Angstschreien der malträtierten Frauen und Kinder mischt. Die meisten der indianischen Krieger tragen Messer unter ihren Decken und Büffelfell-Mänteln.

Die Durchsuchung durch die Soldaten fördert 40 zum großen Teil antiquierte Vorderlader und ähnliche Waffen zu Tage. Aber noch herrscht Ruhe - bis ein junger Indianer namens Black Fox die Nerven verliert, sein unter seiner Decke verborgenes Gewehr blitzschnell in Anschlag bringt, schießt und einen Soldaten tötet.

Die sofortige Antwort ist die vernichtende Salve in die Reihen der sitzenden Krieger aus nur zehn Schrizz Entfernung. Trotzdem überlebt etwa die Hälfte der Indianer. Die Davongekommenen werfen ihre Decken und Mäntel ab und stürzen sich mit Messern, Keulen und Tomahawks auf die Soldaten.

Das ist das Signal für die Artilleristen, mit ihren Maschinenkanonen ein mörderisches Feuer auf die Tipis und die darin versammelten Frauen und Kinder zu eröffnen. Zusätzlich schießen die um das Camp postierten Soldaten in die Zelte. Während ein Teil der Soldaten in einem wüsten Handgemenge mit den wenigen überlebenden indianischen Kriegern rasch die Oberhand gewinnt, feuern die übrigen auf alles was sich noch bewegt. Es sind fast ausschließlich Frauen und Kinder, die aus den zerschossenen und brennenden Tipis flüchten.

Ein Beobachter schreibt später:
"Die Seventh Cavalry verfügte bis dahin über einen ausgezeichneten Ruf. Doch in diesem Augenblick hörte sie auf, eine militärische Einheit zu sein, und wurde zu einer Horde von brutalen Schlächtern in einem wilden Blutrausch."

Die Soldaten verfolgen die überlebenden Frauen und Kinder in die offene Prärie hinaus und machen sie rücksichtslos nieder. Die Handvoll Überlebender, die in einem Gehölz Zuflucht gefunden hat, wird von den indianischen Scouts herausgerufen. Es wird ihnen versichert, sie hätten nichts zu befürchten. Als ein paar verängstigte Kinder aus ihrem Versteck herauskriechen, werden sie von der entmenschten Soldateska in Stücke gehauen. Es gibt keine Schonung. Als keine menschlichen Ziele mehr vorhanden sind, richtet man auch unter den Ponys der Indianer ein Blutbad an.

Etwa 300 Indianer bleiben tot auf dem "Schlachtfeld" zurück, unter ihnen rund 200 Frauen und Kinder.

Am 16. Januar 1891 legen die restlichen Ghost Dancer und damit die letzten "feindlichen" Indianer ihre Waffen nieder und übergeben ihre Ponys den Behörden. Damit ist das, in den Augen so vieler Weißer, so bedrohlich lodernde Feuer der Ghost-Dance-Bewegung in sich zusammengefallen. Die "Ghost Shirts" haben sich nicht als kugelfest erwiesen, es ist kein roter Messias erschienen, der die weißen Eroberer vernichtet hat.

Die Flügel des Adlers sind gebrochen. Nie mehr wird er sich über die weite, unendliche Prärie erheben können.




 

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